Der Projektraum intershop interdisciplinaire wurde 2011 von der Künstlerin Louise Walleneit auf der Spinnerei Leipzig gegründet. In einer Geste der offenen Tür lud sie über Jahre hinweg dazu ein, an einem interdisziplinären Diskurs zwischen den Künsten und über ihre Grenzen hinaus mitzuschreiben, zu partizipieren, zu gastieren um diesen Ort aus der Energie der Akteur*innen heraus zu prägen.

Seit 2011 finden jährlich 4 – 12 spartenübergreifende Ausstellungen, Performances, Workshops, Lesungen und Konzerte statt. Über 100 Künstler*innen und Kooperationspartner*innen – haben diesen Ort gemeinsam in zahlreichen Veranstaltungen mitgeprägt. Das daraus resultierende Potential ist beispielhaft für ein offenes multikulturelles Miteinander und die Wirkweise interdisziplinärer Kräfte. 

Hier ist über viele Jahre ein Netzwerk entstanden, das auch heute noch profilgebend für die Galerie intershop interdisciplinaire und die Tätigkeiten ihres Trägervereins Forum zeitgenössische Hybridkultur e.V. (FZHK) ist, welcher 2/2017 gegründet wurde.

 

Empathie, Autonomie und Humanismus sind die treibenden Kräfte dieses Netzwerks. FZHK bringt  Menschen und verschiedene Disziplinen mit den Künsten zusammen und fördert Künstler*innen, Kunst und Kultur, was sie ihrerseits als künstlerischen Akt und Intervention im Kunstbetrieb versteht.

Die Galerie intershop interdisciplinaire wurde für die innovative Form, mit der sie Kunst und Kultur ermöglicht und fördert, im Jahr 2017 mit der Erstplatzierung des Hamburger Rudolf Stilcken-Kultur-Kommunikationspreises ausgezeichnet. In der Begründung der Preisvergabe heißt es:

Um es vorweg zu nehmen: Der Leipziger intershop interdisciplinaire macht Alles anders und Vieles besser als andere Institutionen im Kunstbetrieb. Und darum verdient dieser Verbund aus Künstlerinnen, Designerinnen und Wissenschaftlerinnen unsere Aufmerksamkeit und Würdigung. Seit 2011 baut die Künstlerin und Designerin Louise Walleneit ein Netzwerk von Menschen auf, die sich gegenseitig in ihren Disziplinen unterstützen, herausfordern, ergänzen und weiter bringen. Die Interessengemeinschaft organisiert Ausstellungen, Workshops, Tagungen und Konferenzen. Und jeder Einzelne, jede Beteiligte trägt diese Ideen, Fragen und Ergebnisse in seine Szene, sein wissenschaftliches Umfeld, seine Produktionsstätten zurück.

Kulturelle Kommunikation als Inhalt und Ziel: Besser kann man den Sinn unseres Preises nicht mit Leben füllen!... Das Ziel dieses Projektes ist die Förderung interdisziplinärer Künste und des wissenschaftlichen Arbeitens in der Kunst. 

Ein Beispiel für dieses Arbeiten wird in einem thematischen Schwerpunkt der Galerie deutlich, der das alles verbindende, herausragende Medium des Textilen in den Fokus nimmt. Der Standort des interhops ist dafür gut gewählt: Das Textile war um 1890 ein Motor des Fortschritts und des Wohlstands in Leipzig; die Leipziger Spinnerei, so groß und funktional wie eine eigene Stadt, ein Ort der Moderne. Dabei verortet sich die Galerie intershop im Schnittpunkt sowohl einer historischen als auch einer räumlichen Entwicklung: 

Im Dreieck Dessau-Halle-Leipzig existiert seit Bauhaus-Zeiten eine international beachtete und folgenreiche Auseinandersetzung mit dem Textilen als Medium der Kunst und des Ausdrucks. Einige Intershop -Künstler*innen setzen diese regionale Tradition fort und erweitern sie mit internationalen Gästen, neuen Materialien und zeitgenössischen Inhalten.

Das Textile erscheint auf dem Spinnerei-Gelände heute so marginalisiert wie einst am Bauhaus. Doch die Wiederentdeckung der Geschichte der Frauen am Bauhaus und ihrer immensen Erfindungs- und Gestaltungskraft hat es in den vergangenen zwanzig Jahren gezeigt:  In der vermeintlichen Nische lässt sich Revolutionäres denken, ausprobieren und auch umsetzen. Und das Textile erweist sich als ein Medium mit emanzipativer Kraft: Was hier passiert, sickert im Laufe der Zeit in die Diskurse, Produktionsprozesse und Begehrlichkeiten des Mainstreams. Man muss es nur zulassen!

 

Es ist sicher kein Zufall, aber ich möchte es dennoch mit großer Freude betonen: Es sind zu einem großen Teil Frauen, die hier in der Galerie intershop wirken und sichtbar werden! “

 

Der Verein FZHK hat es sich zur Aufgabe gemacht, aus einem Galerieraum heraus, den internationalen diskursiven Austausch junger Künstler*innen mit anderen Disziplinen sowie die fruchtbare Partizipation von altersgemischten Arbeitsgemeinschaften zu fördern. Der Verein öffnet in zahlreichen Kultur – Veranstaltungen sowie im Rahmen von Workshops und Angeboten der kulturellen Bildung, den Dialog mit Rezipient*innen und fördert in der Bevölkerung den Zugang zur zeitgenössischen Kunst und Kultur in allen ihren Facetten. In regelmäßigen auswärtigen Veranstaltungen werden Themen gesellschaftlicher Relevanz künstlerisch bearbeitet. Durch Produktionsaufträge werden Anreize zur Innovation und zum Experiment gesetzt.

Ein wichtiges Anliegen des Vereins FZHK e.V. ist es, den künstlerischen Nachwuchs zu fördern. Die Arbeit des Vereins wird von Ehrenamtlichen, öffentlichen und privaten Stiftungen sowie Spendengeldern und Einnahmen aus dem Zweckbetrieb ermöglicht und getragen. 

Ein wichtiger Motor dabei ist Kulturkommunikation, als Netzwerk, Basis und Sinnbild einer individuellen und der gemeinschaftlichen Selbstfindung, die Menschen in einem Geflecht aus vielfältigsten Beziehungen verortet sieht, deren Spuren persönliche oder kulturelle Identitäten begründen. Die Kommunikation solcher Bezüge fördert die Verständigung, ermöglicht ein vielschichtiges Bewusstsein, trägt zu persönlicher und gesellschaftlicher Stabilität bei.

Der Verein ermöglicht einen Raum (Ort) der von Künstler*innen für Künstler*innen gedacht ist, in dem im solidarisch-kreativen Miteinander die Unabhängigkeit und Freiheit der Künste bestmöglich gelebt und gewahrt wird, stabilisiert durch ein starkes, tragfähiges Netzwerk.

 

 

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